Kaum tauche ich in dich ein, umhüllst du mich mit deiner Fülle.
Meine Schritte knirschen auf deinem Pfad, während dein klarer Geruch mich umarmt.
Ich schreite voran und du berührst mich mit deinen Fingern, bestehend aus tausenden von Blättern in saftigstem Grün.
Ab und zu bleibe ich stehen und streichle zurück, fahre mit einem Finger über eine geäderte, samtgrüne Oberfläche – und spüre, wie auch du wohlig seufzt.
Du tust mir gut.
Und ich spüre, wie du lebst – egal, was andere sagen.
Sinn des Lebens? Nicht jetzt! Nicht hier! Scheinst du zu flüstern. Sei einfach still und atme!
Und das tue ich.
Ich pflücke ein paar zarte lila Glockenblumen, die an einer deiner lichteren Stellen am Rande des Weges wachsen. Ich reisse nicht, sondern pflücke sie ganz sanft.
Lasse mich anschließend an einer schattigeren Stelle auf dem unteren Baumstamm eines aufgeschichteten Stapels nieder.
Drehe langsam die Blumenstiele in meinen Händen und beobachte.
Ich bin ganz still und höre den Vögeln beim Singen zu.
Ab und zu ertönen das Tackern eines Spechts, das Brummen von Insekten und ein Rascheln im Gebüsch. Goldbraune Schmetterlinge umtanzen eine Blume.
Weiter hinten sehe ich plötzlich ein Reh am Wegesrand, das mich aus aufmerksamen Bambi-Augen mustert – und dann schließlich auf der anderen Seite im Dickicht verschwindet.
Wie viele Wesen du wohl beheimatest?
Und – sind da Feen? Wenn ich mir deine Fülle so verinnerliche, ist es eher schwierig, nicht daran zu glauben!
Bestimmt sitzen sie hinter diesen Pilzen dort drüben, mustern mich und flüstern …
Ich werfe eine Kusshand in ihre Richtung, bevor ich wieder aufstehe und weitergehe.
Ich lächle plötzlich vor mich hin, obwohl ich vorher noch so gram war …
Denn: Es ist Sommer – Sommer im Wald!