Die Strahlen der Sonne werden tiefer, tiefgründiger.
Verdichten das dunkle Gold in sich und überlagern damit den sommerlichen Schein.
Tiefgründiger werden auch meine Gedanken. Herbstgedanken, so nenne ich sie. Immer mit ein wenig Melancholie.
Aber auch mit einer ganz anderen Klarheit.
Einer Klarheit wie der verstärkten Klarheit und Kühle in der Luft.
Der Herbst – eine Übergangszeit.
Eine Zeit, die das Warme und das Kalte in sich birgt.
Starke Winde, die die Drachen in den Himmel treiben.
Buntes Laub, golden beschienen, stampfende Füße, die es rascheln lassen.
Leuchtende Kastanien, vom Baum geschleudert,
aufgebrochen, ihren glänzenden Schatz offenbarend,
ohne dass dieser uns mehr kostet, als rechtzeitig zu suchen.
Die Kinder und die Tiere, die offen und ohne Scheu diesen Genuss leben,
die Erwachsenen, die es vielleicht noch in ihren Gedanken tun.
Oder wenn keiner hinschaut. Sich lachend im raschelnden Laub im Kreis drehen.
Warum diese Scheu?
Die Herbstfarben: Das leuchtende Orange, das moosige Grün, das golden-braune Gelb.
Das Braun in jeglicher Schattierung.
Die Regenschauer, die uns ins Haus treiben, vor den Kamin, vor den Ofen.
Ein warmes Bad nehmen. Mit dicken Socken und einer Decke in den Sessel kuscheln.
Ein gutes Buch lesen. Dem Regen lauschen und spüren, wir der eigene Herzschlag langsamer wird.
Der Herbst, diese unwirtliche Zeit. Diese wirtliche Zeit.
Es ist eine starke Zeit, das spüre ich ganz deutlich.
Eine Kraft geht von ihr aus, die man vergebens in der Leichtigkeit des Sommers sucht.
Die Helle des Sommers in unserem Herzen bewahrend einen Gang zurückschalten. Klarer sehen.
Sich mehr der Nähe öffnen. Der geistigen Nähe. Der körperlichen.
Ein anschmiegsames Tier streicheln, einen Hund vielleicht, oder auch eine schnurrende Katze.
Wer das Glück hat, die Nähe eines geliebten Menschen genießen.
Umarmungen. Berührungen.
Sie sind der Balsam, den unsere Seele braucht.
Aber auch kleine Gesten wie die Berührung einer Hand, das Klopfen auf die Schulter.
Die Freundschaft. Die Kollegialität.
Ein liebes Wort – auch ein kleiner Balsam.
Jeden Tag eine gute Tat – egal, wie klein. Warum auch nicht? Weil es abgedroschen klingt?
Auf dass wir nicht vergessen, wo der Wert des Wirklichen, des Echten, liegt.
Der Herbst – Zeit der Klarheit.
Auf dass wir ihn leben und genießen.