Oma Grete um die Ecke
heißt eigentlich Frau Levereke.
Die geh‘ ich sonntags gern besuchen,
und stets gibt es Kaffee und Kuchen.
Lorelei heißt meine Top-Friseuse,
doch beim Kochen ist sie wahrlich keine Größe.
Und mach‘ ich Lasagne und Dessert mit Skyr,
essen wir abends manchmal bei mir.
Oft bleibt sie fast schwesterlich auf einen Film und Wein
und keine von uns fühlt sich mehr allein.
Briefe sende ich ins Waisenhaus an Thorben,
dessen Eltern sind schon früh gestorben.
An Geburtstagen und Weihnachten werde ich stets zu ihm kommen,
und seine schulischen Leistungen haben einen Aufwärtstrend genommen.
Dieses Ehrenamt ist für mich keines mehr –
mein nicht-leiblicher Sohn, das ist Thorben für mich eher.
Einmal im Monat sehe ich einen früheren Kollegen,
der jetzt als Dokumentarfilmer folgt verschiedenen Wegen.
Bastian hätte ich am Liebsten immer hier,
doch oft muss mir reichen Skype – und ein kaltes Bier.
Wir stoßen dann über den Bildschirm an,
und ich freue mich, wenn ich bald wiedersehe meinen Dokumentarfilmermann.
Zwei Nächte nur gehört er dann meinem Bett,
und die Tage dazu sind auch mehr als nett.
Und heiraten? Könnte vielleicht noch kommen …
im Herzen zum Nah- und Fern-Mann hab‘ ich ihn schon genommen.
Der aktuelle Kollege Fritz und ich verstehen uns nicht,
das ist zwar schade, aber unabänderlich.
Dafür sehe ich gern von der Buchhaltung Frau Krause,
und verbringe mit ihr stets meine Mittagspause.
Mütterliche Ratschläge gibt sie mir dann gerne,
oder einfach nur durch ihre Art viel Wärme.
Ich bedanke mich mit ebensolcher und selbstgestrickten Sachen,
die ihr eine große Freude machen.
Liebe, Frust, Glück, Trauer, Freude, Sorgen und „Segen“
erleben wir alle auf unseren Wegen.
Doch wir können Menschen finden, die es irgendwie leichter machen,
klarzukommen mit den schwierigen Sachen,
oder mit denen wir teilen, was ist schön –
denn dann werden wir uns’re nicht verwandte Familie bestimmt öfter seh’n!