Schöner Mensch, du bist so hässlich!

Ich sehe in deine schönen Augen – und weiche erschrocken zurück:
Denn da drin sehe ich heute nicht wie erwartet Gold und Silber – sondern nur Dreck!

Berühr’ dein volles Haar, das so sanft schimmert im Licht – und ziehe meine klebrige Hand gleich wieder zurück: Denn wie scheußliche Spinnweben ist es!

Der anziehende Geruch deiner Haut riecht plötzlich übler als Gülle!

Schöner Mensch, du bist so hässlich!

Ich hab heut eine besond’re Brille auf:
Und seh damit so manches Monster, versteckt in den attraktivsten Menschen; erkenne, wo das Inn‘re nicht ist mit dem Äuß‘ren gleich!

Du bist so hässlich, schöner Mensch!

Deine glatte, straffe Haut, deren Berührung sich normal so zart
und wunderbar anfühlt – ist heute widerlicher als die Berührung glitschiger Kröten!

Denn deine Seele ist faulig, sie ist vergiftet.
Das Schlechte trägst du tief in dir!

Verdeckst es mit deinem attraktiven Äußeren, mit deiner honigsüßen Stimme,
die uns alles verspricht, was wir uns wünschen – und doch schlimmer klingt als das Krächzen eines Krähenschwarms!

Du schmeckst so gut wie Nougatschokolade – mit dem widerlichen Nachgeschmack roher Eier!

Du bist so hässlich, schöner Mensch!

Lullst uns ein, damit wir dir alles geben, alles für dich tun!

Doch du bist nicht den Boden wert, auf dem du stehst, so schlecht bist du!
Auf den Scheiterhaufen wärest früher du gekommen, solcherart durchschaut – und hättest lichterloh gebrannt!

Und so manchen guten Menschen mit hässlichen Gesichtern, Übergewicht, Aknenarben, schiefen Nasen, dünnen Mündern … lasst uns ihnen jetzt hinwerfen den langen roten Teppich der Wertschätzung!

Auch du hast manchmal das Gespür und diese Brille, kannst das Echte damit sehen – wenn Äußeres und Inneres nicht zueinander stimmig sind.

Und auch du kennst eigentlich die echte Richtung – diese Richtung, in die man seine Liebe bündeln kann – und sie zurückbekommt:
Nicht nur hundert- sondern tausendfach!