Die letzten Meter zum Haus legen wir rennend zurück. Es war zwar ein wenig dunkel am Himmel, als wir losgingen, aber dieser plötzliche, heftige Gewitterregen hat uns dann doch völlig überrascht. Atemlos kommen wir vor der Haustür an und streifen noch schnell die vor Nässe quietschenden Schuhe von den Füßen, lassen sie achtlos liegen, und du ziehst mich lachend in den Flur, knallst die Tür zu, und wir atmen erst einmal keuchend – an die Wand gelehnt – auf. Draußen prasselt der Regen, Blitze zucken und Donner grollt. Es ist halbdunkel, doch wir machen kein Licht an. Wir ziehen unsere nassen Jacken aus und du fasst an mir vorbei zur Garderobe nach einem Kleiderbügel. Ich rieche plötzlich durch diese unvermittelte Nähe den Geruch deiner nassen Haut und der Kleidung und mir ist bewusst, dass mein T-Shirt durch das Ausziehen der Jacke auch noch nass geworden ist und mir an einigen Stellen am Körper klebt – wie auch die Jeans, jetzt dunkelblau vor Nässe. Ich nehme die Jacken auf den Bügeln entgegen und hänge sie zum Trocknen an die Garderobe. „Möchtest du ein Handtuch und frische Socken?“ fragst du, da wir bei dir zu Hause sind. „Ja.“ krächze ich leicht heiser, räuspere mich einmal und wiederhole: „Ja, bitte!“ Leicht atemlos folge ich dir und bleibe in der Tür deines Schlafzimmers stehen, in dem du vor einer  geöffneten Schublade kniest, in der sich paarweise Socken – und auch schwarze Boxershorts – befinden. Das macht mich irgendwie leicht verlegen. Aber mein Herz pocht auch schneller. Seit dem Moment, in dem ich deine nasse Haut gerochen habe, ist eine Spannung in mir. Du scheinst allerdings nichts zu bemerken – reichst mir ein paar Tennissocken, setzt dich selbst auf‘s Bett und streifst deine nassen Socken ab, um anschließend frische überzuziehen. Ich trete ins Schlafzimmer und setze mich neben dich ans Fußende des Bettes. „Handtuch kommt gleich!“ verkündest du und gehst ins angrenzende Bad, dessen Tür ein Stück offen steht und mir den Blick auf einen Teil der Badewanne gewährt. Offenbar nimmst du keinerlei Spannung wahr – oder es ist dir vollkommen gleichgültig. Ich ziehe die Socken an und höre im Bad das Rascheln von Stoff und kurz darauf kommst du in einer schwarzen Trainingshose und einem Muskelshirt heraus, ein Handtuch um die Schultern geschlungen, ein weiteres Handtuch in der Hand, das du mir jetzt reichst. Ich rubble meine Haare damit, drücke die Spitzen aus. Ich hasse das, wenn meine Haare nach dem Regen nach nassem Hund riechen – obwohl ich Hunde ja liebe. Du stehst im Zimmer und beobachtest mich mit einem seltsamen, für mich undefinierbarem Gesichtsausdruck und verkündest dann: „Du – äh – kannst auch noch eine trockene Hose und ein T-Shirt haben. Wir hängen deine Sachen einfach zum Trocknen ins Bad.“ Du gehst zum Schrank und suchst darin nach Besagtem. Ich schlüpfe schnell ins Bad und entledige mich dort schon einmal der Jeans und des T-Shirts. Die Tür lasse ich wie du ein Stück geöffnet. Ich trage als Unterwäsche – wie immer – Höschen, BH und ein Top. Ich nehme meinen Mut zusammen und rufe „Meine Unterwäsche ist aber auch nass!“ ins Schlafzimmer. Das Rascheln im Schrank hört kurz auf und nach einem Augenblick antwortest du: „Also … eine Boxershorts kann ich dir noch anbieten – aber mit BHs bin ich jetzt nicht so gut bestückt …“ Ich muss grinsen. Dann atme ich einmal durch und erscheine in der Badezimmertür. Auf dem Bett liegen eine weitere Art schwarze Trainingshose und ein T-Shirt mit der Aufschrift „Außer Betrieb“, was ich witzig finde. Du kniest vor deiner Socken- und Unterwäscheschublade und drehst dich um. „Oh!“ entfährt es dir. Ich sage nichts und sehe dich einfach nur mit angehaltenem Atem an. Eine Boxershorts in der Hand, stehst du auf, ohne den Blick von mir zu nehmen. Ich trete vor und nehme sie dir aus der Hand, werfe sie achtlos auf‘s Bett. Ich glühe bis in die Haarspitzen, als ich das Risiko eingehe und sage: „Ich müsste aus meinen nassen Sachen!“ Mit leicht ungläubigem Gesichtsausdruck kommst du auf mich zu und siehst mir in die Augen. Langsam hebst du eine Hand und streichst eine feuchte Haarsträhne hinter mein Ohr.

Später liegen wir im Bett, Decken, Kissen, Handtücher und Kleidung in einem achtlosen Chaos um uns herum verteilt. Mein Kopf ruht an deiner Brust und du hast einen nackten Arm um mich gelegt. Ich schließe die Augen und bin glücklich, höre dem beruhigenden Rhythmus deines vorhin wild pochendem Herzens zu. Ich weiß, dass ich dich mag – auch, wenn ich keine Ahnung habe, wie du darüber denkst. Und ich weiß, dass ich jetzt gerade, in diesem Moment, glücklich bin. Das Gewitter draußen hat sich gelegt und ein Sonnenstrahl fällt wie ein goldener Arm auf‘s Bett. Die Sonne streichelt uns auch!

Es ist einfach so: Manchmal bringt ihr uns zum Weinen, seid blind oder blöd – aber trotzdem lieben und brauchen wir euch! Danke Männer, dass es euch gibt 😉