In Situationen, in denen es uns körperlich oder seelisch nicht gut geht und wir uns angegriffen fühlen, kommt es zum Tragen. Manchmal auch einfach, wenn wir zu sehr gestresst sind. Ich nenne es das Phänomen der „Scharfkantigen Welt“. In guten Zeiten sind wir wie durch Watte abgepolstert vor dem harten Fall auf den asphaltierten Boden des stressigen Alltages; haben wir keine Schwierigkeiten, unsere Batterien wieder aufzuladen, uns abzulenken, zu relaxen und uns wieder fit zu machen. Wenn wir aber stark beeinträchtigt sind, dann erscheint die Realität härter, scharfkantiger, der Alltag anstrengender; manchmal sogar kaum zu meistern. (Vergleichen wir es einmal mit einer richtigen Virusgrippe: Stellen Sie sich vor, Sie müssten dann auch hinaus, arbeiten, so weitermachen wie immer. Kaum zu managen, oder?) Wie also kann ich mich in diesen Zeiten, in denen ich mich ungeschützt fühle, quasi „abpolstern“? Definitiv durch Rückzug aus dem Alltag (oft werden wir ja auch körperlich krank, wenn zum Beispiel die Psyche streikt), was natürlich nicht immer gut ist, aber bis zu einem gewissen Grad, der bei jedem Menschen variiert, eben doch. Der individuelle Mix aus Rückzug (in die Umgebung, in der ich mich sicher oder besser fühle) und Aktivität macht es aus. Und auch durch das Abgrenzen von bestimmten Themen, wenn diese einfach noch zu viel sind. Das macht Sinn, wenn man sie für später zurückstellt (im Zweifelsfall aufschreiben). Es ist wichtig, ganz auf sich selbst zu hören, auf dieses individuelle Wesen in mir, das weiß, was gut für mich ist – und was nicht. Es erfordert eine gewisse eigene Härte, eine Portion des sogenannten „Positiven Egoismus“, um dies zu tun und sich dabei von anderen nicht dreinreden zu lassen. Wie kann ich mich noch abpolstern? Ich sollte in den guten Zeiten versuchen, meine echten Freundeskontakte zu pflegen, für sie da sein – von denen ich weiß, dass auch sie für mich eine Bank sind, wenn es mir einmal nicht so gut geht. Soziale Kontakte sind ein gutes Polster gegen die Härte des Alltags; helfen, diesen zu bewältigen. Schon allein das Gefühl, nicht allein dazustehen. Denn:

„Nicht das Alleinsein macht einsam, sondern das Gefühl, allein zu sein.“  -Unbekannt

Oder wie ich es ausdrücken würde: „Einsamkeit bedeutet nicht, alleine zu sein. Einsamkeit bedeutet, das Gefühl zu haben, dass niemand an dich denkt und du allen egal bist.“

Tut das, was euch gut tut. Sport ist es in jedem Fall, denn dieser tut Körper und Geist gut. Tut, wozu ihr aufgrund eurer körperlichen und seelischen Verfassung in der Lage sind. Streicheleinheiten braucht auch ein jeder von uns und man kann sich diese auch ganz unkompliziert holen, indem man zur Massage geht (es gibt übrigens auch Masseure, die ins Haus kommen und man kann sich Massagen auch verschreiben lassen). Oder vielleicht hat man ja Gelegenheit, ein Tier zu streicheln und dessen dankbare Zuneigung zu genießen. Außerdem habe ich dieses  „Rezept“ im Internet gefunden, welches uns vielleicht etwas überzogene, aber grundsätzlich sehr sinnvolle Ratschläge gibt:

„Das beste Rezept:

 Patient: Herr Doktor, ich fühle mich nicht gut, kann mir aber nicht erklären, woran das liegt.

 Arzt: Meditieren Sie jeden Tag 20 Minuten, machen Sie täglich 30 Minuten Sport, halten Sie sich mehr in der  Natur auf, genießen Sie häufig die Sonne, essen Sie täglich 7-10 Hände Obst und Gemüse, vollreif und in Bioqualität, trinken Sie mindestens 2 Liter Wasser, hören Sie keine Nachrichten mehr, schalten Sie den Fernseher nicht mehr ein und hören Sie auf, sich Sorgen zu machen um Dinge, die Sie nicht ändern können.

Kommen Sie dann bitte in drei Wochen wieder!“  

Der Link hierzu: https://drsusannevornweg.com/das-beste-rezept/

Und ja, wir sind wieder beim Thema „Vergleichen“. Auch dies tut uns nicht gut. Wenn wir zum Beispiel sagen „XY macht jetzt dies und jenes, aber ich kann das (gerade) nicht.“ Das ist sehr destruktiv. Lieber sich fragen: Was geht gerade? Was kann ich stattdessen tun? Und, was wir leider auch sehr oft vergessen – oder uns vielleicht noch nie bewusst gemacht haben:

Die Leben anderer Menschen ist kein Richtwert.

Eigentlich gibt es gar keinen Richtwert wie zum Beispiel „Ich muss spätestens mit 30 heiraten und dann Kinder bekommen, weil das der Lauf der Dinge / normal ist.“ Das ist totaler demoralisierender Unsinn, der aber leider weit verbreitet ist und auch an uns haftet. Machen wir uns frei davon! Fragen wir uns: Möchte ich das denn wirklich? Wenn ja, kann man schauen, ob sich etwas bzw. was sich in dieser Richtung tun lässt. (Vielleicht können wir zum Beispiel keine Kinder bekommen, vielleicht ist auch keine Adoption möglich. Aber man könnte ja etwa eine Patenschaft erwägen.) Fragen wir uns ansonsten: Was möchte ich wirklich? Wie kann ich mich dem annähern oder was kann ich stattdessen tun? Ja, vielleicht kann aufgrund unserer Beeinträchtigung das Leben (gerade) nicht so laufen, wie wir uns das wünschen. Dann ist das eben erstmal so, man muss es akzeptieren. Es ist nicht leicht und ich empfehle hierfür zum Beispiel Meditation als Hilfsmittel. Sich still hinsetzen, sich bewusst sagen: „Dies / jenes ist jetzt Realität. Ich akzeptiere es und schaue nach vorne.“ Sie können natürlich auch einen anderen individuell passenden Spruch wiederholen. Immer wieder. Und dann einfach die Gedanken loslassen, sich auf sich konzentrieren, auf die Atmung, und schauen, was passiert, wenn wir bei diesem Satz bleiben, wenn wir versuchen, dies anzunehmen. Holen wir uns außerdem Leidensgenossen als Mitstreiter ins Boot! Sie verstehen uns und wir müssen uns nicht ständig erklären. Und Verständnis schafft ein gutes Polster.

Also: Nähen wir uns unser Kissen, unser Polster selbst. Und füllen wir es mit unserer ganz speziellen, individuellen Füllung!