Vielen ist das Smartphone ja schon an die Hand und diese vor‘s Gesicht gewachsen. Die Kopfhörer, so klein, dass man sie kaum mehr sieht, stecken in den Ohren. Manchmal könnte man meinen, dass einer Selbstgespräche führt, ehe man das Kabel in seinen Händen oder unter dem Kinn entdeckt. Den Tablet oder den Laptop auf den Knien an der Bushaltestelle, im Bus, im Zug – manche Geschäftsleute müssen das tun, was ich auch verstehe. All diese Dinge haben ihre sehr guten Seiten und Vorteile und ich bin generell froh, dass sie da sind. 

Aber es gibt ansonsten auch Grenzen!
Denn es tut zum Beispiel so gut, beim Zug- oder Busfahren einmal aus dem Fenster zu sehen.

Ich mag das. Am liebsten den Coffee to go-Becher in der Hand (möglichst natürlich einen wiederverwendbaren), die Wärme in den Händen spüren, das Aroma des Kaffees riechen, die Nase an der Scheibe. Die Landschaft gleitet vorbei, man sieht Bäume, Häuser, den Himmel mit seinem Wolkenspiel. Einmal nur die Wolken beobachten.

Das klingt im ersten Moment vielleicht langweilig und es kribbelt uns dabei und juckt in den Fingern, etwas anderes zu tun.
Aber wenn wir diesen Moment aushalten, wird es langsam besser und wir können uns einlassen.
Einlassen auf das Jetzt.

Im Sommer bin ich einmal wieder bewusst in der Wiese barfuß gelaufen, dann über einen Baumstamm balanciert. Das fühlt sich erstmal etwas wacklig an und manchmal piekst uns auch etwas in die Sohle, aber wenn wir langsam gehen, fühlt es sich interessant an. Und gut. Einfach einmal schauen, was für Empfindungen hochkommen!

Ich rieche auch unheimlich gerne den Wald. Ich fahre mit dem Fahrrad hindurch, gehe darin spazieren, sammle kleine Schätze wie besondere Zapfen oder Zweige auf und gebe sie zu Hause in eine Vase oder Schale.

Neulich habe ich auch gelesen: Du bist nie allein. Wenn du dich in der Wiese auf die Erde liegst, kannst du diese spüren. Und die Erde ist immer (für dich) da. Den Satz fand ich zwar zunächst irgendwie seltsam, aber dann auch tröstlich.

Und jedes Wetter ohne zu jammern annehmen: Sonne, Regen, Schnee, Wind, Nebel, Wärme, Kälte. Sich einmal nicht darüber ärgern, sondern bewusst das Gute dabei wahrzunehmen. „Ah, es regnet heute. Na, dann kann ich ja endlich meinen neuen bunten Schirm ausprobieren! Außerdem muss ich den Garten nicht gießen.“ Schließlich gibt es ja Regenschirme, Handschuhe, Mützen, Sonnencreme etc.

Wenn wir nicht ständig mit irgendwelchen Gegenständen herumspielen, uns im Internet aufhalten, Spiele machen etc., dann sind wir plötzlich gezwungen, auf die Umwelt zu achten – und wenn wir längere Zeit auf dem gleichen Platz sitzen müssen, so sind wir dazu gezwungen, dann uns selbst wahrzunehmen.

Für manchen ist das sehr schwer und kaum auszuhalten. Aber die ganzen Reize um uns herum verschleiern ja nur, was ohnehin in uns liegt. Nachts, im Traum, kommt es sowieso meist an die Oberfläche. Oder schlimmstenfalls manifestiert es sich in einer Krankheit.

Es kann wehtun, auf seine innere Stimme zu lauschen. Wenn man sich zum Beispiel einsam fühlt, ungeliebt, traurig. Aber wir müssen auf diese Stimme hören, wenn es uns (wieder) gut gehen soll. Lassen wir uns doch von der Erde trösten. Von uns selbst, indem wir die Arme um uns schlingen, die Haut ein wenig streicheln!

Wir können immer einmal einen langen Spaziergang machen und die Umwelt dabei beobachten, schöne Dinge aufsammeln, vielleicht sogar ein paar Naturfotos dabei machen.

Es tut uns auch gut, auf unser inneres Kind zu hören und zu tun, worauf wir gerade Lust hätten. Zum Beispiel laut singen oder einen Hüpfer machen.

Setzen wir uns bewusst hin und schließen die Augen, hören und riechen wir einmal nur. </spanUnd dann wiederum öffnen wir die Augen und nehmen bewusst die Menschen und Dinge um uns wahr.

Tun wir einmal nicht zwei Dinge gleichzeitig, auch, wenn es uns in den Fingern juckt. So erleben wir die Dinge intensiver, farbiger, geruchvoller. Vielleicht haben wir dann nicht tausend Dinge erledigt, sondern nur 999. Aber dafür haben wir intensiver erlebt, auch die Erinnerung wird sich stärker einprägen.

Es kann uns dadurch besser gehen.

Man nehme sich auch einmal ein Beispiel an den Tieren. Gut, natürlich können wir nicht nur die ganze Zeit schlafen und fressen. Aber die Tiere handeln nach ihren Bedürfnissen, kommen her, wenn sie Nähe brauchen, ziehen sich zurück, wenn sie allein sein wollen. Sie sind im Hier und Jetzt zu Hause, alle ihre Sinne sind für den Augenblick geschärft. Beobachten wir doch einmal unseren Hund, unsere Katze, unsere Fische.

Hören, sehen, riechen, fühlen wir doch einfach einmal. Schmecken wir bewusst, was wir essen. Essen wir Dinge, die noch naturbelassen sind oder sogar eigens Herangezogenes aus dem Garten oder von der Fensterbank. Das ist nicht nur gut, sondern macht auch ein wenig stolz. Gehen wir zur örtlichen Gärtnerei und kaufen Gemüse, das nicht bereits geschnitten in einer Plastiktüte steckt, sondern an dem noch die Erde vom Feld haftet und das direkt in unseren Korb gelegt wird.

Tun wir Dinge, die uns gut tun – ohne andere dabei zu verletzen. Im Idealfall: Tun wir Dinge, die uns und anderen gut tun. Genießen wir Nähe, Wärme, Gesellschaft, gute Gespräche. Nehmen wir den Moment vollständig an, mit allem, was dazugehört – ob gut oder schlecht.

Und wenn wir uns innerlich unter Druck fühlen: Setzen wir uns hin, schließen wir die Augen. Wehren wir nichts ab, sondern lassen wir die Gedanken zu, die aufkommen. Das kann erst einmal extrem unangenehm sein. Aber dann werden sie sich verändern.

Halten wir uns möglichst oft draußen auf, in der Natur. Aber Natur geht auch im Kleinen; pflegen wir zum Beispiel einmal bewusst unsere Pflanzen auf der Fensterbank. Öffnen wir dabei weit das Fenster und atmen wir die Luft von draußen tief ein.

Wenn wir im Hier und Jetzt sind und nur mit dem Augenblick beschäftigt, dann spüren wir sie: Die Veränderung in unseren Gedanken und Gefühlen. Vielleicht auch das Heilen belastender Prozesse und Dinge.
Wenn wir uns ganz einlassen, dann spüren wir, was so oft vergessen wird, aber so einfach und wichtig für uns ist: Die Kraft des Echten.